Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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Radeln fürs bessere Klima und andere Beispiele für den Klimaschutz

Porträts von fahrradbegeisterten Gemeindegliedern - Erinnerung an die geplante Stadtradel-Aktion, die wohl wegen der Corona-Krise nicht stattfinden kann

Am 3. Mai sollte ursprünglich der Startschuss für das diesjährige Stadtradeln sein- eine bundesweite Aktion, die auch in Wesel gestartet werden sollte mit einem Gottesdienst im Dom. Das alles wird wohl im Rahmen der Corona-Krise so nicht möglich sein. Dennoch wollen wir hier einige fahrradbegeisterte Gemeindeglieder vorstellen und weitere Ideen für ein gutes Klima präsentieren.

 

Klaus Bauer ist viel mit dem Rad unterwegs

 

Klaus Bauer (54) ist Sozialarbeiter an der Gesamtschule in Hamminkeln. Ihn hat Albrecht Holthuis befragt:

Für welche Zwecke benutzt du dein Rad (welche Strecken aus welchem Grund?) Wann benutzt du andere Verkehrsmittel?

Ich benutze mein Fahrrad für die Wege zur Arbeit nach und von Hamminkeln (ca. 17 km pro Wochentag), für fast alle Einkäufe und Besorgungen und natürlich zum Vergnügen in der Freizeit (Radtouren, Fahrten zum Surfspot am Auesee, etc.). Fossil bin ich unterwegs (unser PKW ist leider ein Benziner), um Getränke einzukaufen oder um Familie und Freunde zu besuchen – außerdem natürlich im Rahmen von Urlaubsfahrten und Wochenend-Ausflügen.

Wieviel Kilometer legst du ungefähr mit dem Rad zurück (im Alltag/in der Freizeit)?

Pro Jahr kommen ungefähr 5.000 km zusammen!

Was schätzt Du am Radfahren besonders? Was stört dich als Radfahrer?

Körperliche Bewegung an frischer Luft tut mir gut, ich halte mich so auf sanfte Art fit! Die Wege zur und nach der Arbeit helfen bei der Arbeitsvorbereitung und beim Abschalten! Am meisten nerven fahrradunfreundliche Ampelschaltungen, Autofahrer, die Fußgänger- und Radfahrüberwege auch noch bei Dunkelrot überqueren, und vor allem, dass PKW´s im Autoland Deutschland einfach viel stärker bei der Verkehrsplanung Inner- und Außerorts viel stärker berücksichtigt werden, also die Interessen der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer.

Was wünscht du Dir hier in Wesel, damit das Radfahren vor Ort noch attraktiver wird?

Ausbau des Fahrradwegenetzes und insbesondere die Erneuerung bestehender Radwege, z.B. an der Grünstraße; Grüne Welle auch für Radfahrer, also die Verbesserung mancher Ampelschaltungen;Das Verbannen von PKW´s aus der inneren Innenstadt!

Was für ein Rad fährst du?

Ich habe ein Tourenbike, an dem ich neuerdings auch einen Lastenanhänger anhängen kann. Für´s sportliche Fahren nutze ich ab und zu auch ein Crossbike!

Andere Anmerkungen?

Ich wünsche mir, dass viele Bürger im Interesse des Klimaschutzes und der eigenen Gesundheit ein Auto abschaffen und viele Wege auf gut ausgebauten Fahrradwegen mit der Fietse erledigen. Dafür sollte die Politik Anreize schaffen (Verbesserung der Fahrradinfrastruktur, Bezuschussung von Lastenrädern).

 

Aktiv bis ins hohe Alter – „Für eine Abkürzung ist mir kein Umweg zu weit“ - Heinrich Weyer

Heinrich Weyer ist auch mit 93 Jahren immer
noch passionierter Radfahrer.

Über seinen Bezug zum Fahrradfahren sprach Reiner Weyer mit seinem 93-jährigen Vater, Heinrich Weyer, dem langjährigen Presbyter und Baukirchmeister.

Auf die Frage, was ihn dazu bewegt, bis heute jährlich mehrere tausend Kilometer mit dem Fahrrad zu fahren, antwortete er:

- Ich halte mich fit

- Ich trage zum Klimaschutz bei

- Ich bin an der frischen Luft

Streng nach dem Motto „keine Gnade für die Wade“, erledige ich nahezu alles mit dem Fahrrad, ob der Einkauf oder Arztbesuch oder der monatliche Friseurbesuch bei meinem Stammfriseur im etwa 25km entfernten Werth.

Früher mit meiner Frau und Bekannten, heute mit meinem Sohn, unternehme ich jedes Jahr auch mehrtägige Radtouren. In diesen Aktivurlauben habe ich schon viele schöne Strecken kennengelernt, ob an Rhein, Donau, Mosel oder in Litauen.

Wenn ich alleine unterwegs bin, kann ich meine Gedanken kreisen lassen und das Radfahren ist wie „Meditation in Bewegung“.

 

Das kleine Schwarze braucht man nicht!

Solche Brücken zu befahren macht viel Freude

Beate Schmidt erzählt von vielen Touren: Oft mit der ehemaligen Theatergruppe des Kindergartens, mal zu zweit oder mit einigen Freunden - von zwei bis 14 Personen, wobei sich die Gesprächspartner immer neu mischen. Meist geht es am Wasser entlang (Rhein, Mosel, Elbe, Bodensee): Da ist es flach! Radfahren hält fit: Dank wasserdichter Taschen und Outdoorkleidung sind wir bei Wind und Wetter unterwegs. Früher haben wir mit dem normalen Rad Etappen von 70-80 km gemacht. Jetzt mit 60+ nehmen wir das E-Bike. Unser Gepäck haben wir dabei, erstaunlich, wie wenig man braucht. Rad-Urlaub entschleunigt: Man nimmt sich weniger vor, kommt weg von der Straße durch schöne Landschaften. Und es ist spannend: Wem begegnet man? Wo kann man essen? Unvergesslich, als alle Müsli-Riegel gegessen waren und der einzige Gasthof eigentlich zu hatte: Trotz einer Feier machte uns die nette Wirtin Bratkartoffeln und Spiegelei! Probleme mit

der Bahn passieren, aber es klappt auch mit sieben Rädern beim Schienen-Ersatzverkehr. Pannen halten auf, aber es gab immer eine Lösung. Und abends, wenn ein leckeres Essen und ein bequemes Bett warten, ist man richtig zufrieden!

Ulrike Schweiger-Lewin

 

Bei Wind und Wetter

Lasses ganzer Stolz ist sein Mountainbike!

Lasse Bergfeld steht in seiner Familie in punkto Fahrradnutzung unangefochten auf Platz 1. „Ich finde Urlaub mit dem Fahrrad super. Letztes Jahr sind wir als Familie an der Ems entlang bis zum Meer gefahren. So eine Tour möchte ich dieses Jahr wieder machen“, sagt Lasse.

Der 17jährige Schüler fährt bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad vom Lauerhaas zum Berufskolleg in der Feldmark und nutzt das Fahrrad jeden Tag in seiner Freizeit und bei Besorgungen. „Mein nächster Geburtstagswunsch ist ein Lastenanhänger fürs Fahrrad. Damit könnten wir Einkäufe oder auch Reisegepäck transportieren.“ Sich von den Eltern mit dem Auto in Wesel und Umgebung irgendwo hinbringen zu lassen, kommt für ihn nicht in Frage. „Mein Vater könnte ruhig öfter mit dem Fahrrad und weniger mit dem Auto fahren“, sagt Lasse mit einem Grinsen.

Thomas Bergfeld

 

Ökologischer Fußabdruck in den Gemeinden

Interview mit Pfarrerin Martje Mechels vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ)

„So viel du brauchst…“ war das Motto der diesjährigen Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit. Zu diesem Thema habe ich bei Pfarrerin Mechels vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ) in einem Interview gefragt, wie wir als Gemeinde unsere Veranstaltungen klimafreundlich gestalten können.

Zunächst stellte sich die Frage, was GMÖ eigentlich bedeutet?

Frau Mechels erklärte, dass es sich bei dem GMÖ (Gemeindedienst für Mission und Ökumene) um eine kirchliche Stelle handelt, die sich in den Kirchenkreisen für weltweite Ökumene, internationale Partnerschaften sowie die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (der kirchliche Begriff für Umweltschutz) einsetzt.

Als Gemeinde führen wir Veranstaltungen durch und wollen diese klimafreundlich gestalten. Was können wir tun, worauf müssen wir achten?

Bereits die Anreise zum Gemeindefest oder anderen Veranstaltungen kann man klimafreundlich planen und durchführen, erläutert Pfarrerin Mechels. Zum Beispiel zu Fuß kommen oder das Fahrrad nehmen. Sie ergänzt: „Wie sieht es mit dem öffentlichen Nahverkehr aus? Können Sammeltransporte organisiert werden?“ Nicht alles lässt sich verwirklichen – wichtig ist ihr an dieser Stelle, dass Barmherzigkeit und Notwendigkeit im Blick bleiben. Nicht alles geht, aber alle sind aufgefordert, etwas für unser Klima zu tun.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Plastikmüll vermeiden! Auf Veranstaltungen Glasflaschen und Gläser nehmen und das vorhandene Geschirr nutzen. Frau

Mechels erzählt, dass bereits viele Gemeinden Leitungswasser in Karaffen (auch gesprudelt) anbieten.

Ebenso wichtig: Regionale Produkte einkaufen! Nicht immer einfach, aber dennoch durchführbar, so Mechels. Weniger Fleisch anbieten und wenn, dann Biofleisch, auch wenn es etwas mehr kostet. Faire Produkte kaufen, zum Beispiel im Eine-Welt-Laden. Sie rät, weniger Fertigspeisen nehmen, sondern selber zubereiten und dabei regionale Produkte verarbeiten. Als Gemeinde mehr im Einklang mit dem Kreislauf der Natur verbunden sein – nicht nur regional, sondern auch saisonal!

Die Kleinsten mitnehmen: In der Veranstaltung klimafreundlich agieren. So können wir mit den Kindergartenkindern ein Insektenhotel basteln und Flächen für „Saatbomben“ suchen und nutzen.

Im Gespräch ergaben sich noch viele Aspekte zu unserem „ökologischen Fußabdruck!“ Wir sollten uns immer fragen: Was heißt eigentlich gutes Leben, was brauche ich wirklich, wieviel Konsum ist notwendig bzw. vermeidbar? Wenn wir uns diese Fragen immer stellen und handeln, sind wir alle beim Klimafasten dabei.

Das Interview führte Daniela Krasch

 

Der naturnahe (Kirchen)Garten

Inzwischen wissen wir es alle: die Zahl der Vögel und Insekten geht dramatisch zurück und damit die Artenvielfalt. Viele sind aufgeschreckt, wie man an zahlreichen Initiativen zur Rettung der Bienen sieht. Die Schöpfung bewahren ist ein wesentliches Anliegen unseres Glaubens. Wie können unsere Kirchen- und Gemeindehausgärten, aber auch unser kleiner Hausgarten oder Balkon dazu beitragen? Jedenfalls nicht so, wie sich Gärten und Außenanlagen oft noch präsentieren: Schlichte Rasenflächen, von einer Hecke umgeben, die bestenfalls im Frühling blüht, wenn man nicht gleich auf Koniferen setzt, pflegeleicht und „ordentlich“, ganz zu schweigen von den Schottergärten… Aber in vielen Kirchengemeinden geht man daran, Gärten ökologisch aufzuwerten: Einheimische Gewächse lassen die Vögel zwitschern und die Bienen summen. Wildrosen duften wunderbar und Reisighaufen geben Igeln einen Rückzugsort. Nistkästen ziehen Vögel an, eine sonnige Steinmauer wird von Eidechsen genutzt und die bunte Blumenwiese, zu der ein Teil des Rasens umgestaltet wurde, lockt Schmetterlinge und erfreut uns mit ihren Farben. Ein solcher Garten zeigt als Abbild der Schöpfung Werden und Vergehen anschaulich. Ein schöner Kirchengarten kann Menschen motivieren, ihren eigenen Garten ebenfalls schrittweise umzugestalten. Aber wer soll das alles machen? Beispiele zeigen, dass sich vielerorts Menschen bereit finden, die sich mit Spaß bei der Gartenarbeit einbringen: So fegt, jätet, wässert und schneidet eine „Grüne Truppe“ von Ehrenamtlichen seit etlichen Jahren in ihrer evangelischen Kirchengemeinde in Hannover-Wettbergen im Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und die Menschen zu erfreuen. Konfis bauen in Projektarbeit Nistkästen oder Insektenhotels. Dabei hilft die Kooperation mit örtlichen Naturschutzgruppen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen können. So werden viele Begegnungen in den Gemeinden ermöglicht, indem Menschen unterschiedlichster

Begabungen sich gemeinsam einbringen können. Und der Kirchengarten kann nicht nur zum Sommerfest genutzt werden: Warum nicht auch mal ein Konzert unter freiem Himmel oder einen Gottesdienst bei schönem Sommerwetter veranstalten? „Geh aus mein Herz und suche Freud…“ - das dürfte in solch einem (Paradies)Garten nicht schwer fallen!

Ulrike Schweiger-Lewin