Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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33 Jahre im Dienst der Kirchengemeinde Wesel

Pfarrer Klaus Vogel wird verabschiedet

Nicht nur für seinen VII. Pfarrbezirk endet eine Ära, wenn Pfarrer Klaus Vogel sich in den Ruhestand verabschiedet. Viele Gemeindemitglieder werden "ihren" Pfarrer vermissen. Am Sonntag, 10. April 2011, wird Pfarrer Klaus Vogel in einem Festgottesdienst in der Gnadenkirche als Pfarrer entpflichtet. Anschließend wird im Haus Wittenberg gefeiert. Ausführlicher Bericht mit vielen Fotos.

Familie, Freunde, Weggefährten und natürlich die Gemeinde trifft sich zum Festgottesdienst am 10. April um 14 Uhr in der Gnadenkirche. Der Gottesdienst wird gehalten vom Superintendenten unseres Kirchenkreises, Pfarrer Dieter Schütte. Nach dem Gottesdienst werden einige offizielle Grußworte gesprochen werden, anschließend geht es zum Haus Wittenberg, wo Kaffee und Kuchen auf die Gäste warten. Zahlreiche Gruppen werden sich mit ihren Beiträgen von Klaus Vogel verabschieden und ihm den Abschied mit Geschenken und Andenken versüßen.

Für Kirchenbesucher, die kein Auto zur Verfügung haben, steht nach dem Gottesdienst ein Bus bereit, der sie zum Haus Wittenberg bringt. Gegen 18 Uhr wird der Bus dann wieder Richtung Fusternberg fahren.

Im Folgenden gibt es einen Rückblick auf die Weseler Jahre von Klaus Vogel, den viele Wegbegleiter durch ihre Erzählungen und Leihgaben aus ihren Fotoalben ermöglicht haben.

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Im Nebel an den Niederrhein

„Was? Unser Pfarrer hört schon auf? So früh - wie ist das denn möglich?“ - Ja, das ist möglich, weil Pfr. Klaus Vogel sehr früh angefangen hat: Mit 27 Jahren kam er nach dem Vikariat in die Kirchengemeinde Wesel und blieb der Gnadenkirche 33 Jahre lang treu.

Angefangen hat alles an einem nebligen Dezembertag 1977, als der Niederrhein-Neuling der Nebelschlussleuchte des damaligen Superintendenten Walter Stempel folgte, um sich dem Presbyterium an der Gnadenkirche vorzustellen. Durch die Nebelschwaden hörte er plötzlich vertraute hessische Töne aus der Sakristei: Klaus Vogel, gebürtig aus Wetzlar, traf auf den damaligen Presbyter Eberhard Fricke, der ebenfalls aus Hessen stammt. Ein Stückchen Heimat! Man stellte den jungen Mann ab dem 1. April 1978 als „Pastor im Hilfsdienst“ ein.

Klaus Vogel betont, dass er „nett und offen“ in Wesel aufgenommen wurde - auch von den viel erfahreneren Kollegen. 1979 wurde er zum Pfarrer des neu geschaffenen VII. Pfarrbezirks gewählt. Sein Kollege an der Gnadenkirche war für zwei Jahrzehnte Pfr. Helmut Butterweck. Beide setzten die Arbeit von Pfr. Hilmar Pardey fort, dessen Bezirk für einen Pfarrer allein zu groß geworden war.

Einige Stationen aus dem Lebenslauf von Klaus Vogel: Studium in Tübingen, Marburg und Bonn, Vikariat in den Berggemeinden von Königswinter. Ordination am 25. Juni 1978 in der Gnadenkirche, Einführung als Pfarrer des VII. Pfarrbezirkes am 27. Mai 1979.

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Mehr als bloße Daten sagen aber die Geschichten und Erinnerungen von Menschen aus, die Klaus Vogel während seiner Zeit als Pfarrer in den verschiedensten Gruppen und Funktionen begegnet sind. Sie sollen im Folgenden auch zu Wort kommen.

Ein Händchen für die Jugend

Mit großem Elan kümmerte sich der junge Pfarrer um die Konfi-Arbeit und den Kindergottesdienst. Viele seiner ersten Konfis machten im neuen Kigo-Team mit. Er feierte sogar zur Begeisterung der jungen Leute gemeinsam mit ihnen Silvester. Im Pfarrhaus traf man sich regelmäßig zum Helferkreis, der zugleich Jugendtreff war. Auch in der Teestube und im Tischtennisraum im Jugendhaus an der Wackenbrucher Straße war er häufig anzutreffen.

Klaus Vogel ist sehr naturverbunden und liebt Camping-Urlaube. Schon als Jugendlicher fuhr er zum Thuner See und leitete ab 1980 regelmäßig Jugendfreizeiten in Gwatt, die sehr beliebt waren. Viel Gelassenheit zeichnet ihn bei Freizeiten aus. Barbara Zimmer-Schuch erinnert sich: „Wir als Teilnehmer wollten mal witzig sein und Klaus Vogel einen Streich spielen. Genauer gesagt: ihn mit Kleidern unter die Dusche stellen. Wie es kommen musste: am Ende war nicht er, sondern wir nass. Da haben wir ganz schön dumm geguckt - drei Leute waren nass, nur er nicht.“

Das Händchen für Jugendliche behielt er auch später, im Vertrauen darauf, dass auch aus störrischen Jugendlichen etwas werden kann. Dabei kehrte er nicht den „Oberlehrer“ raus. Ein Ex-Konfi: „Der Unterricht bei Pfr. Vogel war recht chillig. Er hatte so eine ‚Grundautorität‘ und hielt uns an der langen Leine, war meist gelassen und locker. Das war schon in Ordnung, was er gemacht hat“. Ehren- oder hauptamtlichen Mitarbeitern ließ Klaus Vogel viel Raum zur eigenen Entfaltung. Das betont auch Raimund Wirth, der als letzter in einer Reihe von Vikaren von ihm an der Gnadenkirche ausgebildet wurde.

Partnerschaften

Seit 1978 ist Klaus Vogel mit viel Engagement beim Austausch mit der Partnergemeinde Töplitz dabei. Man traf sich zuerst in Ostberlin, bevor Besuche in Töplitz möglich wurden. Dabei schmuggelte er auch schon mal Blattgold für die Renovierung der Kirchturmspitze...

 

 

 

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1978 lernte er in Wesel seine spätere Frau Karola kennen. Für beide war es klar, dass Karola Vogel ihren eigenen Beruf als Ärztin ausübt und nicht als klassische Pfarrersfrau ihre Aufgaben in der Gemeinde hat. Dies war damals noch eine Vorreiterrolle, heute bereits selbstverständlich.

Die feste Stimme im Chor

Eine Leidenschaft von Jugend an ist das Singen. Seit 30 Jahren singt er im Kirchenchor. „Er ist eine feste Stimme im Chor, jemand, an dem man sich gut orientieren kann“ sagt der Vorsitzende Hermann Seidel über ihn. Er mag die alten Choräle, singt aber auch gerne mal moderne Lieder. Almi Stelter erinnert sich, dass der Seniorenkreis ihn einmal an seinem Geburtstag zu einem Ständchen ins Gemeindehaus Wittenberg lockte, wo er dann (fast) seine Gäste zu Hause vergaß...

Sparen und Genießen

Was zeichnet unseren Gemeindepfarrer noch aus? „Natürlich seine virtuose Sparsamkeit, z.B. bei den Gwatt-Fahrten, indem er immer einen halben Supermarkt mit in die Schweiz genommen hat.“ (R. Wirth). Auch Ulrike Wollgarten betont, dass er „alle Sonderangebote“ kennt. Von dieser Sparsamkeit profitierte die Gemeinde in hohem Maße, gerade auch, als die Zeiten wirtschaftlich schwieriger wurden. „Er hat ein gutes Gefühl dafür, was möglich und kaufmännisch richtig ist.“, sagt der langjährige Wegbegleiter Eberhard Fricke. Das kam ihm auch als Präses zugute. In seine dritte Amtszeit von 2005 - 2008 fielen richtungsweisende Sparbeschlüsse der Kirchengemeinde Wesel.

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Dennoch weiß Klaus Vogel das Leben zu genießen. Annelene Heyermann, die früher die Gemeindebücherei betreute, hielt dort immer Kaffee und Kekse bereit, damit der Pfarrer sich in den Pausen vom Konfi-Unterricht erholen konnte. Nach den Gottesdiensten mag er bis heute das Kaffeetrinken in gemütlicher Runde. Er kocht gerne und gründete 1991 mit der „Kochnische“ die erste Männerkochgruppe in der Gemeinde, die viele Nachahmer fand. Winfried Wollgarten lobt Klaus Vogel als „Fachmann für Salatsaucen“ und erzählt augenzwinkernd, dass er die Segeltörns auf dem Ijsselmeer zur wahren „christlichen Seefahrt“ gemacht hat, weil vor jeder Mahlzeit „„Segne Herr, was deine Hand, uns in Gnaden zugewandt“ gesungen wird. Bei seiner ersten Fahrt auf dem Plattbodenschiff blieb aber auch dem Pfarrer die Taufe nicht erspart - so verlangt es die Sitte... Als einer von wenigen Pfarrern nutzte er die Möglichkeit eines Sabbat-Jahres, um Zeit für seine Familie und für’s Reisen zu haben und wieder Energie zu tanken.

Ein Mann der klaren Worte

Viele Menschen lieben die Predigten von Klaus Vogel, in denen er einfühlsam und ohne erhobenen Zeigefinger Bibelstellen auslegt, was Menschen gerade daher zum Nachdenken veranlasst. Er ist aber nicht immer der ruhige und gelassene Zeitgenosse. Er kann seine Ansichten auch hart vertreten, z. B. bei der Abendmahlsliturgie oder auch bei der Diskussion um die neue Orgel am Dom. „An ihm konnte man ein Tau festmachen“, so E. Fricke, „ er steht zu seinen Ansichten und redet nicht heute so und morgen so“.

Auch für Thomas Brödenfeld, seit 13 Jahren Pfarrkollege an der Gnadenkirche, bleiben vor allem die Verlässlichkeit und Loyalität von Klaus Vogel in besonderer Erinnerung. „Wir waren zwar nicht immer einer Meinung, aber mit ihm als erfahrenem Kollegen an meiner Seite wusste ich meine Arbeit immer unterstützt und wertgeschätzt. Klaus Vogel wird mir fehlen und ich bin dankbar für unsere gemeinsamen Jahre an der Gnadenkirche.“

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Klaus Vogel übte viele einflussreiche Funktionen aus, so als langjähriger Vorsitzender im Kindergartenausschuss, im Jugendausschuss oder im Aufsichtsrat des Evang. Krankenhauses. Es zeichnet ihn aus, dass er seine Arbeit professionell und eher im Hintergrund tut. Sich in den Mittelpunkt zu stellen ist ihm eher unangenehm. Sein Kollege Helmut Butterweck erzählt eine typische Geschichte: „Wir waren gerade ins Pfarrhaus an der Gnadenkirche eingezogen und verbrachten dort unsere erste Nacht. Plötzlich weckte mich ein leises Geräusch. Ich stand auf, blickte in den dunklen Garten und sah schemenhaft eine Gestalt in Richtung Kindergartengelände verschwinden. Was sich doch für dumme Spitzbuben in Wesel nächtens herumtreiben! Am nächsten Morgen entdeckte ich auf der Terrasse zum Garten hin eine wunderschöne Schale voller Stiefmütterchen und Glockenblumen. Ein rührender Willkommensgruß!“ Erst Schwester Johanna verriet, wer sich nachts angeschlichen hatte um unerkannt zu bleiben. Bei seiner Verabschiedung wird Klaus Vogel nun aber unweigerlich im Mittelpunkt stehen!

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Artikel Nr. 708 von Ulrike Schweiger-Lewin, erstellt: 24.03.2011, letzte Änderung: 12.06.2014
Schlagworte: Gnadenkirche "Pfarrer Klaus Vogel" Verabschiedung