Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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Unser Bericht für die Herbstsynode des Kirchenkreises Wesel im November 2014

Ein Rückblick auf Schwerpunkte und besondere Veranstaltungen in den letzten zwei Jahren an der Kirche am Lauerhaas

Es ist mittlerweile üblich, dass alle zwei Jahre die Gemeinden auf der Kreissynode über ihre Arbeit berichten sollen. Hier veröffentlichen wir nun einen kleinen Auszug über Veranstaltungen und Entwicklungen an der Kirche am Lauerhaas aus den letzten beiden Jahren

Kirchenschmuck in der Kirche am Lauerhaas: die neuen Paramente

Die evangelischen Kirchen am Niederrhein fallen in der Regel nicht durch eine opulente Innenausstattung auf sondern eher durch die schlichte Gestaltung, was ja häufig der reformierten Tradition geschuldet ist. Es soll ja die Konzentration auf das Wort Gottes gewahrt bleiben.  Die Kirche am Lauerhaas bekam nun doch im Juni 2013 einen neuen farblichen und künstlerischen Akzent: die Paramente an Kanzel und Altar wurde von der Textil-Künstlerin Elke Schmidt aus Offenhausen neu gestaltet und die "Möbel" selbst wurden neu aufbereitet. All das konnte der Gemeinde am Sonntag, 9. Juni, im Gottesdienst präsentiert werden.  Im Verlauf des folgenden Jahres kamen dann auch noch weitere zwei Paramente für Kanzel und Altar hinzu. Das von der grünen Farbe geprägte Parament geht von dem Psalm-Motiv des von sich im Wind wiegenden Grashalmes aus, der gleichzeitig symbolisch für die "Zartheit" und "Vergänglichkeit" des Menschen steht. Außerdem wird durch die Botschaft der Bibel deutlich, dass dem Menschen auch die Liebe und die Ewigkeit Gottes zugesagt ist, wenn er sich ihm zuwendet. Erfreulich ist, dass die neuen Paramente vor allem durch Spendenmittel (u.a. der Frauenhilfe und des Kirchencafés sowie weiterer Einzelpersonen) und durch Traukollekten finanziert werden konnten.

Fortschritte auf dem Weg zur Inklusion: Ein Zelt als Treffpunkt für alle und eine Rampe, die Barrieren wegnimmt

Zu Himmelfahrt 2014 stand  zum Erstaunen vieler ein Indianer-Tipi in der Kirche am Lauerhaas und später dann auch auf der Terrasse. Auch wenn das zuweilen windige und feuchte Wetter dem Tipi ein wenig zusetzte, war es doch eine Attraktion, die Aufsehen erregte. Denn immer wieder musste einfach die Geschichte all denen erzählt werden, die das ungewöhnliche Zelt zum ersten Mal sahen: die Geschichte der Entstehung. Als viele Menschen sich aufmachten und mitmachten, dass dieses Zelt Realität werden konnten. Und sie häkelten und häkelten in tausend bunten Farben und Mustern. Kinder- und Seniorengruppen sahen sich das Zelt an, schnupperten hinein und hielten sich dort auf, aßen und sprachen miteinander. Es kamen auch behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammen - ganz im Sinne der Inklusion.

Gleichzeitig wurde am Eingang vor dem Gemeindezentrum am Lauerhaas heftig gearbeitet. Nach längerer Vorbereitung und Diskussion im Presbyterium war der Bau einer Rampe genehmigt worden, damit der Zugang für all jene erleichtert wird, die mit Rollator, Kinderwagen etc. das Gemeindezentrum betreten möchten. Auch drei Stufen können dabei für viele ein schwer überwindbares Hindernis darstellen. Ein größerer fünfstelliger Betrag wurde von der Gemeinde zur Realisierung zur Verfügung gestellt. Nun ist die Rampe fertig. Damit gibt es nun einen weiteren barrierefreien Zugang bei den Gebäuden der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel. Nach dem Bau der Rampe am Haus am Dom und an der Gnadenkirche. Der Besucher kann die neue Rampe künftig auch für den Zugang zur Kirche benutzen.

Ab und zu wird auch groß gefeiert: Gemeindefest und Mitarbeiterfest

Das mittlerweile alle zwei Jahre stattfindende Gemeindefest steht im Zeichen des „Miteinanders“ und „Füreinanders“ von verschiedenen Generationen und Menschen unter dem Dach der „einen“ Kirche. So war es auch beim Gemeindefest am 15.9.13: Im Gottesdienst musizierten der GospelTrain und eine junge Musikgruppe mit Geige, Piano und Posaune; Konfirmanden wurden getauft und erinnerten die anderen aus der Gruppe an deren Taufe. Ein Anspiel des Kreises „Mittendrin“ zeigte, was das Gegeneinander von Organen bewirken kann und in der Predigt ging es darum, dass Leib und Glieder so zusammengehören wie die Gemeinde vor Ort und weltweit. Bei der Tombola waren bald alle Lose zugunsten des Friedensdorfs Oberhausen verkauft. Die Kita war für alle geöffnet, das Team der Erzieherinnen führte u.a. ein Theaterstück auf, was viel Anklang fand ("Gestatten Froschkönig"). Nach dem Gottesdienst gelang es dem GospelTrain und auch dem Kinderchor vom Lauerhaas das Publikum zu begeistern. Ein besonderer Höhepunkt waren auch die verschiedenen Tanzeinlagen von "Mad Tune" von Creadance Wesel sowie dem Seniorentanzkreis. Schön, dass es gelang, einmal Jung und Alt gemeinsam zum Tanzen zu bringen.

Beim diesjährigen Mitarbeiterfest am Lauerhaas im August 2014 trafen sich über 80 Mitarbeiter und ihre Angehörige zum Gottesdienst und anschließendem Mittagessen in der Kirche und im Gemeindezentrum am Lauerhaas. Als besonderer Gast war Okko Herlyn, Theologe und Kabarettist, anwesend. Er hielt die Predigt und steuerte auch drei eigene  Lieder zum Gottesdienst bei. Die Mitarbeiter wurden im Gottesdienst für ihren Dienst besonders gewürdigt und anschließend gesegnet. Alle erhielten dabei ein schmuckvolles Geschenk.

 

Joseph und Bartimäus „cool“ aufgeführt: Ein Kinderchor begeistert immer wieder durch seine Musicals

Im Juni 2013 führte der Kinderchor am Lauerhaas in der restlos besetzten Lauerhaaskirche das Kindermusical „ Joseph – ein echt cooler Träumer“ auf:  eine Erzählung frei nach der Vorlage aus dem Alten Testament  mit der Musik und in der Sprache von heute. Die Geschichte über Träume,  Leidenschaft, Verrat, Lüge, Vergebung und Liebe bot alles, was man sich für eine Geschichte aus dem Orient vorstellt: Kamele, Schleiertänze, eine verführerische Frau, einen Pharao und die entsprechende Musik. Eine mitreißende Aufführung der über 30 Jungen und Mädchen im Alter von 6-13 Jahren! Das Publikum klatschte begeistert und so gab es am Ende als Zugabe noch einmal das Lied vom „echt coolen Träumer“. Im darauffolgenden Jahr brachte der Kinderchor das Popmusical  „Bartimäus. Ein wunderbarer Augenblick“ zur Aufführung. Auch hier ging es darum, Kinder ab Grundschulalter und deren Familien einzuladen, die biblische Geschichte mal anders zu erleben;  poppig und fröhlich, auch nachdenklich. Und mit der Botschaft „Durchblicker! Mit dem Herzen sieht man gut!“  Der Kinderchor besteht bald 20 Jahre und begeistert immer wieder neu. Der Grund für die Konstanz und den Erfolg ist sicherlich zum großen Teil das Team aus Kirchenmusikerin, Theologin und Pädagogin und weiteren ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.

 

Leben mit der Geschichte: Auch nach 80 Jahren lohnt sich die Beschäftigung mit der Zeit des „Kirchenkampfs“ in Wesel

Bald wird es nur noch wenige Zeitzeugen in Deutschland geben, die den Kampf der Bekennenden Kirche und überhaupt die Zeit des Nationalsozialismus erlebt haben. So erschien es an der Zeit, einmal den „Kirchenkampf“ in Wesel näher zu durchleuchten und durch Vorträge und Diskussionen zur Aussprache zu bringen. Pfarrer Albrecht Holthuis studierte dabei zuvor die Protokollbücher des Presbyteriums in der Zeit des Dritten Reiches und hatte  verfasste dazu einen Aufsatz im Frühjahr 2013. Es stellte sich u.a. heraus, wie unbefangen die Kirchengemeinde Anfang der 30er Jahre z.B. ihr Gemeindehaus für Wahlkampfveranstaltungen der Ortsgruppe der NSDAP zur Verfügung stellte und wie sich später im Presbyterium in den Jahren 33 bis Mitte 35 der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern des Nationalsozialismus zuspitzte. Dabei ging ein Riss auch durch die damalige vierköpfige Pfarrerschaft. Schließlich gipfelte der Konflikt darin, dass ein Pfarrer im KZ landete und später dann glücklicherweise gerettet wurde. Das Presbyterium in Wesel war eines der ersten kirchlichen Gremien im Rheinland, die ein – wenn auch eingeschränktes – Schuldbekenntnis kurz nach Kriegsende formulierten. Die Arbeit rief viele Reaktionen z.B. bei der Seniorenfeier, bei Vorträgen und nach Veröffentlichungen in Büchern, Zeitungen, Gemeindebrief und im Internet hervor.

 

Immer mal wieder gern besucht: Besondere Gottesdienste, die von Chören und anderen Gruppen mitgestaltet werden

Mindestens einmal im Jahr wird in der Kirche am Lauerhaas ein Gospelgottesdienst gefeiert, was nicht heißt, das darüber hinaus immer wieder auch in den normalen Gottesdiensten der eine oder andere Gospelsong gesungen wird oder ein Gospel-Konzert veranstaltet wird.

Im Oktober 2013 hieß das Motto: Heaven is a wonderful place Der Gottesdienst machte darauf aufmerksam, dass sich Himmel und Erde in Jesus Christus berührt haben. Christen können jedenfalls sagen: "Jesus, Dich schickt der Himmel!" Dem GospelTrain unter der Leitung von Jürgen Bauer gelang es, die Gemeinde zum Mitsingen zu bewegen und das Team des Gottesdienstes lud viele zum Mitmachen an, so dass es jede Menge Meinungswolken zu der Frage gab, was denn für einen persönlich der Himmel sei. Zum Schluss gab es Federweißen mit Brot dazu "himmlische Früchte" in Schokolade und nette Gespräche. Ähnlich lebensbejahend ging es auch im  Gospelgottesdienst 2014 in der Kirche am Lauerhaas zu. Diesmal stand unter dem Titel: „What a wonderful world!“ das Lob auf die Schöpfung im Mittelpunkt.

 

Der Ökumenische Gottesdienst für verwaiste Eltern und Familien im Advent  ist mittlerweile eine Institution. In diesem Gottesdienst gibt die Kirchengemeinde in Kooperation mit dem Marien-Hospital und den Selbsthilfegruppen „Herzenskinder“ und „Verwaiste Eltern Wesel“ betroffenen Familien einen spirituellen Raum, sich an ihre verstorbenen Kinder  zu erinnern und anschließend untereinander auszutauschen. Der unkonventionelle Gottesdienst wird vorwiegend von Müttern und Vätern der Selbsthilfegruppen und einem jungen Musik-Team gestaltet modern gestaltet. Egal ob in der Schwangerschaft oder danach, egal ob jung oder älter geworden, ob vor kurzem oder Jahre her: der Verlust des eigenen Kindes, Geschwisterkindes oder Enkelkindes prägt in besonderer Weise. Betroffene Mütter, Väter und Familien erinnern sich gemeinsam und haben Gelegenheit, in persönlicher und weltweiter Verbundenheit Lichter der Erinnerung zu entzünden. Denn nicht nur hier, sondern an vielen Orten der Welt wird dieser „Weltgedenktag an verstorbene Kinder“ begangen, so dass rund um den Globus eine Lichterwelle für verstorbene Kinder entsteht.

 

Leider geht manchmal auch etwas zu Ende: Abschied von Frauenabendkreis und soulteens Wesel

Im Berichtszeitraum war auch zu spüren, dass nicht alle Gruppen auf Dauer bestehen können. Über viele Jahrzehnte gehörte er neben der Frauenhilfe zu den wichtigsten Frauenkreisen im Gemeindebezirk der Kirche am Lauerhaas: der sogenannte Frauenabendkreis. Vor einigen Monaten hat er sich nun aufgelöst. Die Mitglieder dieses Kreises trafen sich um christliche Gemeinschaft zu erleben und sich für tätige Nächstenliebe einzusetzen. Bis in die jüngste Vergangenheit war es zum Beispiel der Dienst dieses Kreises, für adventliche Dekoration bei den Seniorenweihnachtsfeiern zu sorgen. Mittlerweile war die Gruppe sehr klein geworden, so dass es der Wunsch der letzten Mitglieder dieses Kreises war, seine Auflösung nun auch offiziell zu machen. In einem Gottesdesdienst wurde den verbliebenen Frauen für ihre Arbeit gedankt und die Arbeit offiziell beendet.

Nach knapp zwei Jahren ist leider auch Schluss mit dem Jugendchor-Projekt soulteens Wesel, das in den Räumen des Gemeindezentrums am Lauerhaas beheimatet war. Anfangs mit über 20 jungen Leuten mit viel Enthusiasmus gut gestartet hat sich nach über einem Jahr herausgestellt, dass viele Jugendliche nicht mehr Zeit und genug Engagement mitbringen, dass die Weiter-Existenz dieses von Quintus N. Sachs geleiteten Projekts, vom Presbyterium guten Gewissens garantiert werden konnte.

 

In einem Jahr zur Konfirmation: Viel Umstellung in der Konfirmandenarbeit auch am Lauerhaas

Die Umstellung des Konfirmandenunterrichts auf ein Jahr hat viele Veränderungen in der Gesamtgemeinden mit sich gebracht. Am Lauerhaas wurde dabei auch ein neuer Gottesdienst kreiert. Erstmalig fand ein sogenannter „Konfi-Gottesdienst“ am 21. September in der Kirche am Lauerhaas statt. Wie der Name schon sagt, stehen dabei die Konfirmanden im Mittelpunkt: einerseits als Mitgestalter des Gottesdienstes und andererseits auch als Teilnehmer. Im Unterschied zu anderen Gottesdiensten mit Beteiligung der Konfirmanden geht es hier auch darum, das die Jugendlichen behutsam in das gottesdienstliche Leben eingeführt werden sollen, das ja für viele Konfirmanden zu Beginn noch häufig als „Fremdkörper“ empfunden wird. Die Möglichkeit der Mitgestaltung soll hier helfen Barrieren abzubauen und sich darin zu üben.. Der Gottesdienst ist natürlich auch besonders für Familien mit Kinder geeignet. Auch ältere Gemeindeglieder, die gerne mit der jüngeren Generation gemeinsam Gottesdienst feiern möchten, werden sich in den Konfi-Gottesdiensten, die ca. 6x im Jahr stattfinden sollen, wohl fühlen - ganz im Sinne der Inklusion.

 

Tschüss, kleiner Piepsi“ – Kinder trauern, nur anders!  Ein besonderes religionspädagogisches Projekt in der Kita am Lauerhaas

Ein kleiner toter Vogel, der plötzlich in der Kita auf dem Frühstücksteller landet, sorgt nicht nur im Bilderbuch „Tschüss, kleiner Piepsi“ für Aufruhr. Nach dem ersten Schreck diskutierten Kinder der Kita am Lauerhaas noch während der Buchbetrachtung eifrig mit, wie sie in solch einem Fallhandeln könnten. Schließlich verfolgten wir im Bilderbuch eine würdige christlich-muslimische Beerdigung. Völlig unbefangen tauschten Kinder unserer Kita während einzelner Kleingruppentreffen ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Thema Abschied, Tod und Trauer aus. Alle hatten bereits Berührungspunkte (Tod von Haustieren, von Insekten, Igeln, auch Angehörigen).

Auch wenn Kinder im Kindergartenalter noch nicht die Endgültigkeit des Todes erfassen, so begreifen sie doch die natürliche Vergänglichkeit beim Gang durch einen winterlichen Garten. Dem Naturkreislauf kann sich kein Lebewesen entziehen. Alles hat seine Zeit. Wir verabschieden morgens die Nacht und abends den Tag. Kinder verabschieden am Morgen ihre Eltern und am Nachmittag ihre Erzieherinnen. Alles hat seine Zeit. Zu Beginn unserer Friedhofserkundung mit den Maxikindern und interessierten Eltern stand eine Frage im Mittelpunkt: „Müssen wir hier ganz leise sein?“ Wir erlebten diesen Ort als einen großen „Garten“ mit vielen Gräbern, die ihre eigene Geschichte erzählen, vom Verstorbenen, seiner Familie, seinen Besuchern; ein Ort für Trauer und Tränen, ein Ort zum Nachdenken, ein Ort zum Arbeiten, ein Ort für dankbare Erinnerung, Freude und Hoffnung.

Die blaue „Perle der Gelassenheit“ (aus unserer Projektreihe ´Perlen des Glaubens`) erinnert uns, dass wir gelassen über die Frage nach dem Tod sprechen können. Im Vergleich zu Kindern fällt das uns Erwachsenen eher schwer.

An zwei Abenden haben wir uns diesem Thema gemeinsam mit Eltern genähert.  Während des ersten Abends standen die Projektübersicht und ein persönlicher Austausch im Vordergrund. Der Tod ist Teil unseres Lebens. Er betrifft jeden von uns. Er ist ein Familienereignis. Wie gehen wir damit um? Wir entdeckten, dass es möglich ist, Kinder behutsam, wertschätzend und altersgerecht vorzubereiten, um sie im Ernstfall einzubeziehen. Emotional unverkrampft findet jede Familie im offenen Dialog mit allen Beteiligten ihren ganz eigenen Weg der Abschiednahme und Trauer. Während des zweiten Abends beschäftigten wir uns mit angemessenen Formen der Trauerbegleitung von Kindern im Kleinkindalter. Eltern erhielten Informationen im Umgang mit möglichen kindlichen Belastungsreaktionen sowie Bewältigungsstrategien in Familie und Kita. Ein Büchertisch mit unterstützender Literatur für alle Altersstufen lud Eltern in den folgenden Wochen weiterhin zum Verweilen ein.