Evangelische
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Wesel
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Selig sind die Toten!

Beobachtungen bei einer Trauerfeier auf dem Friedhof Am Langen Reck

Auf dem Weg zum Grab blühen die Bäume

Gerade habe ich eine Trauerfeier unter den neuen Corona-Bedingungen abgehalten. Die Situation ist eine völlig andere als in den Wochen zuvor. Keine opulente Gestaltung mit Kranzdekoration, Orgelmusik und großer Besucherschar. Stattdessen stehen wir verunsichert draußen in kleinen Runde vor der Kapelle versammelt. Klassische Musik klingt vom Band, die Vögel zwitschern unbekümmert und die Sonne scheint mir ins Gesicht, als ich beginne: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal.“

Ist es nicht sowieso schon ein schwerer Moment, von einem wichtigen Menschen unter normalen Verhältnissen Abschied zu nehmen, so scheint sich jetzt gerade die Bedrückung und die Ängstlichkeit unübersehbar in den Blicken der Angehörigen zu spiegeln. Selbst die Kinder, die in der 15-köpfigen Gruppe dabei sind, verhalten sich merklich stiller. Dann aber gelingt es doch - begleitet von leisem Schluchzen und Seufzen - sich in Würde und Andacht des Verstorbenen zu erinnern und die Sorgen und Klagen und Hoffnungen vor Gott in Worte zu fassen.

Als wir losziehen - in gebotenem Abstand versteht sich - erfreuen uns fast übertrieben die Magnolien am Rande des Weges und die Kirschblüten strahlen im gleißenden Licht. Eine perfekte Kulisse, wenn nicht die Situation so surreal wäre.

Auf dem weiteren Weg zum Grab habe ich die Musik vom Brahms-Requiem im Ohr. Ich denke daran, wie schön es gewesen wäre, wenn wir es in aller Öffentlichkeit mit unserem Chor in diesen Tagen hätten aufführen können. Es war schon – auch ohne instrumentale Begleitung – ein besonderer Genuss, dieses mit unseren Chorleitern in den vergangen Monaten einzustudieren. Brahms, ein musikalisches Genie seiner Zeit, hatte mit diesem Werk, den Tod von Verwandten verarbeitet und dazu auch passende (Bibel-)Worte ausgewählt. „ Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an!“ heißt es in dem feierlichen Schlusschoral. Ein Requiem, das gar nicht so „traurig“ daherkommt, sondern am Ende voller Zuversicht in allen Höhen strahlt. Fasst so wie das Wetter gerade, dass mir die Hoffnung auf die Ewigkeit entgegenstrahlt. Daran will ich festhalten – auch in diesen belastenden Zeiten.