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Wesel
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Roman über "Kirchenkampf" erscheint zum Kirchenjubiläum

"Der letzte Hirte" heißt der Roman von Pfarrer Holthuis - er spielt in der Gegenwart und beleuchtet die Anfänge der Kirche am Lauerhaas

Hier in Wesel führt  die Kirche am Lauerhaas als kleinere Kirche im Ortsteil Obrighoven eher ein Schattendasein im Vergleich zum Willibrordi-Dom, dessen Geschichte und Bedeutung natürlich weit über die der kleinen Ortsteilkirche hinausragt. Nun aber - pünktlich zum 90. Geburtstag am 12.April  - bekommt sie zumindest einen größeren literarischen Niederschlag als "Erlöserkirche in Rheinstadt-Benninghausen". Denn das ist zu einem großen Teil der Ort der fiktiven historischen Handlung, die sich Pfarrer Albrecht Holthuis auf Grundlage authentischer Aufzeichnungen und Protokolle ausgedacht hat. Worum geht es im Einzelnen in diesem  Roman auf den über 250 Seiten?

2017: Bert Winter gehört zu der immer seltener werdenden Spezies der evangelischen Pfarrer in Deutschland, 47 Jahre, geschieden, zwei Kinder. Er ist als Pastor an der Erlöserkirche in Benninghausen, einem Stadtteil von Rheinstadt am Niederrhein, und als Religionslehrer tätig. Er durchlebt beruflich wie privat turbulente Monate, da sich in seiner Gemeinde große Verwerfungen aufgrund der kirchlichen Finanz- und Relevanzkrise ankündigen. Zudem hadert er mit den fragilen Strukturen seines komplizierten Familienlebens. In dieser Situation wird er mit dem Leben eines Vorgängers im Pfarramt, Wilhelm Ortmann, konfrontiert, da er zufällig auf dem Dachspeicher seines Pfarrhauses dessen alten Koffer mit Aufzeichnungen und Briefwechseln aus den 30er Jahren in einem Versteck entdeckt. Eine Geschichte von Verrat und Kirchenkampf unter dem Hakenkreuz tut sich auf. Bert Winter beginnt daraufhin, sich für diesen Kirchenmann, der einst die Erlöserkirche in Benninghausen mit aufbaute, zu interessieren. Dessen ungeklärtes Schicksal – seit April 1945 gilt Ortmann als vermisst – versucht er zu ergründen. Die Spuren führen ihn zunächst in kirchliche Archive, aber dann auch bald in die USA. Schließlich bricht er zu einem kurzen Pilgertrip spontan ins Heilige Land auf. Gleichzeitig kämpft er um den Erhalt der eigenen Kirche, die von Schließung bzw. Entwidmung bedroht ist und um den Zusammenhalt seiner eigenen Familie. Konfrontiert mit verschiedenen Krisenherden, in die er involviert ist, muss er die Bewährungsprobe seines Lebens bestehen als womöglich letzter Hirte seiner Gemeinde in Rheinstadt-Benninghausen.

Welchen spannenden Werdegang nun "der letzte Hirte", ob nun der aus der Gegenwart oder der aus der Vergangenheit, erlebt hat oder gerade erlebt, das wird sich dem interessierten Leser und der interessierten Leserin im Laufe der Zeit immer mehr erschließen. Auf jeden Fall ist der Roman ein Versuch, die Vergangenheit insbesondere des "Kirchenkampfes der 30er Jahre" mit der der Gegenwart, in der sich die Kirchenvertreter  anderen - aber ebenso großen - Herausforderungen gegenüber zu bewähren haben, miteinander zu verbinden. Gerade in den beiden Hauptprotagonisten - es handelt sich ja um zwei Pastoren  (= Hirten) - wird das wie in einem Brennglas besonders deutlich, wie sehr der Beruf und das Amt jeweils die Lebensgeschichte prägen.

Für den Autoren gab es vor allem folgende Gründe, die ihn dazu bewogen haben, diesen Roman zu schreiben.

Zum einen möchte er mit der Figur von Winter eine Person einführen, die aus der Binnensicht eines kirchlichen Insiders der heutigen Zeit, eine Welt zeigt, die aufgrund des archaiischen Berufes eine besondere ist und mit den Tücken der Moderne zurechtkommen muss. Natürlich ist diese Figur erfunden und dennoch spiegelt sich in ihr die ein oder andere Erfahrung des Autors, der selber Pastor ist, wider.

Zum anderen geht es ihm auch um die Würdigung und Wertschätzung solcher Personen der Vergangenheit, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben im Dienst der Kirche. Dabei soll auch deutlich werden, dass es nicht um eine einseitige Sicht im Stil einer "Heldenverehrung" geht sondern um die Darstellung eines "Kirchenkampfes" mit Haken und Ösen.

Die Kirche am Lauerhaas hat all diese Zeiten miterlebt und als einzige der Weseler Kirchen ist sie im Zweiten Weltkrieg unzerstört geblieben. Dennoch umtreibt den Autor die Sorge, dass solche Kirchen auf lange Sicht in ihrer Existenz als Gottesdienststätten gefährdet sind. Deshalb mag das Buch auch eine Mahnung für diejenigen sein, die in den nächsten Jahrzehnten die Geschicke der Kirche bestimmen werden.

Im Folgenden sind einige Bilder und Dokumente aus den bewegten 30er Jahren von Kirche am Lauerhaas zu sehen. Weitere werden dann bei den in naher Zukunft geplanten Lesungen gezeigt, die je nach Pandemielage und Erscheinen der Printausgaben terminiert werden. Derzeit ist das Buch als E-Book bereits z.B. bei amazon oder dem Verlag www.tredition.de erhältlich. Link zu weiteren Infos.