Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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Okko Herlyn schenkt der Gemeinde Lieder und Worte in der Coronazeit

Neue Musikaufnahmen aus der Kirche am Lauerhaas kommen demnächst - seine Kolumne steht regelmäßig im WESELER

Okko Herlyn

Der bekannte niederrheinische Theologe, Kabarettist und Autor von Texten und Liedern Okko Herlyn hat in den letzten Wochen  seit Beginn der Corona-Zeit etliche Beiträge seines Schaffens der Kirchengemeinde Wesel zur Verfügung gestellt. Er schrieb regelmäßig feinsinnige Kolumnen mit niederrheinischem Akzent im WESELER. Außerdem stellte er zwei Lieder für den You-Tube Kanal der Gemeinde zur Verfügung. Lieder, die auch inzwischen zum Liedgut vieler Gemeinden in Deutschland gehören. Diese hat er noch Zu Hause mit dem Smartphone aufgenommen. Nun aber hat er gemeinsam mit Pia Kehl vier seiner Lieder in der Kirche am Lauerhaas unter besseren Bedinungen in Zusammenarbeit mit Stephan de Leuw (Flaggschiff) aufgenommen. Sie werden in den nächsten Wochen auf den Kanälen der Kirchengemeinde und auf dieser Homepage zu hören sein. über die Hintergründe hierzu hat Albrecht Holthuis mit ihm gesprochen.

 

  1. Können wir etwas über den Entstehungshintergrund der jeweiligen Lieder erfahren?

Selten setze ich mich einfach hin und sage mir: Heute schreibst du einfach mal ein Lied. In der Regel gibt es einen bestimmten Anlass. So entstand etwa das Lied „Einander brauchen“ vor Jahren anlässlich eines Kindergottesdiensthelfertags, der unter dem Motto „Dass wir einander brauchen“ stand. Das Lied „Ich sage Ja“ war mein Beitrag zum Taufliederwettbewerb der rheinischen Kirche. „Doch auf dein Wort“ wiederum entstand im Jahr des Reformationsjubiläums mit Bezug auf den reformatorischen Grundsatz „allein die Schrift“. Und das Lied „Nun aber bleibt“ habe ich für meine Frau anlässlich unserer Hochzeit mit Bezug auf das biblische Hohelied der Liebe (1. Korinther 13) geschrieben.

  1. Wie ist die Zusammenarbeit mit Pia Kehl entstanden und welchen Hintergrund hat sie?

Pia ist die Tochter meiner Frau. Sie ist, wie ich finde, eine sehr begabte Sängerin. In der Jazzszene von Hamburg, wo sie derzeit studiert, hat sie sich bereits einen Namen gemacht. Schon bald, nachdem wir uns vor über acht Jahren kennengelernt haben, merkten wir, dass wir künstlerisch gelegentlich gut zusammenarbeiten können. Meist hat das allerdings weniger mit Kirche, sondern mehr mit Literaturlesungen und Jazz zu tun.

  1. Schreibst du die Lieder im Hinblick darauf, dass eine Gemeinde sie mitsingen kann oder möchtest du vor allem "Vortragslieder" komponieren?

Sowohl als auch. Es gibt Lieder, die vollständig für den Gemeindegesang konzipiert sind, wie etwa „Hafen der Zuversicht“. Dann wieder andere, wie etwa „Erdenkind“, die auf einen Wechsel zwischen Solo- und Gemeindegesang angelegt sind. In diesem Fall ist der Gemeindeteil einfacher, der Soloteil hingegen etwas schwieriger zu singen. Schließlich gibt es auch reine Sololieder, wie etwa „Nun aber bleibt“, das dem Gemeindegesang nicht zuzumuten ist. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn in einem Gottesdienst jeweils verschiedene Gesangsmöglichkeiten zu ihrem Recht kommen.

  1. Du hast für die Kirchengemeinde Wesel Kolumnen im WESELER beigesteuert und Lieder für die digitale Verkündigung auf dem YouTube-Kanal zur Verfügung gestellt und produziert. Was hat dich an der Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Wesel gereizt?

Ich glaube, es lag vor allem daran, dass ich mich mit Wesel immer noch ein wenig verbunden fühle. Mein Vater war von 1961 bis 1979 Pastor in der Feldmark. Ich selber war seinerzeit sehr in der Jugendarbeit engagiert, sowohl in der Friedenskirche als auch im damaligen Jugendhaus am Dom. Ich spielte im Posaunenchor und war zeitweilig in der Eichenkreuz-Sportabteilung des CVJM. Pastor Stempel sammelte um sich einen kleinen Schülerbibelkreis, der sicher mit dazu beigetragen hat, dass ich dann Theologie studiert habe. Neben Kirche gab es natürlich noch die Schule, in meinem Fall das damalige Staatliche Jungengymnasium am Herzogenring, und das, was in jungen Jahren so üblich ist, etwa die Feten ringsum in den Privatkellern zwischen Feldmark und Fusternberg. Zeitweilig versuchte ich mich auch – allerdings mit überschaubarem Erfolg – an einer eigenen Jazzband. In den letzten Jahren habe ich gelegentlich in Wesel predigen dürfen oder war mit einem Kleinkunstprogramm in der Friedenskirche, im Dom oder in der Weseler VHS unterwegs. Auch finden hier immer noch unsere Klassentreffen statt. Nicht zuletzt: Meine beiden Eltern liegen auf dem Neuen Friedhof. – Das alles schafft doch äußere und innere Verbindungen, die so schnell nicht abreißen. Ich komme immer wieder gerne nach Wesel. Jedenfalls konnte ich, als mich Pfarrerin Biebersdorf vor Wochen ansprach, einfach nicht Nein sagen.

  1. Was macht den Niederrheiner, den du verkörperst, so besonders?

Ich glaube, es ist dieses merkwürdige Miteinander von Weite und Enge, dieses Knäuel von Großherzigkeit und manchmal auch ein wenig Spießigkeit, von der Lust daran, sich ständig über irgendetwas aufzuregen, und einer dauernden – mitunter auch unfreiwilligen – Prise Humor. Die niederrheinische Landschaft mit ihrem steten Wechsel aus lichter Heiterkeit und lastender Schwermut tut ein Übriges. All diese vermeintlichen Widersprüche finde ich auch in mir selbst wieder. Obwohl ich ursprünglich aus Ostfriesland stamme, bin ich eigentlich ein genetischer Niederrheiner.