Evangelische
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Wesel
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Dauergast bei der Landessynode

Karl-Heinz Tieben vertritt zum wiederholten Mal den Kirchenkreis Wesel bei der Landessynode in Bad Neuenahr

Ganz aktuell berichtet er nun von der Synode (14.1.10 - 1. Teil; 17.1.10 - 2. Teil)

In einer bestimmten Woche Anfang Januar darf sich Karl-Heinz Tieben nichts Privates vornehmen - und das schon seit vielen Jahren: er ist nämlich dann als Synodaler bei der Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland als Vertreter des Kirchenkreises Wesel dabei. Und die findet meistens in der zweiten Januarwoche statt. Karl-Heinz Tieben freut sich schon darauf - für ihn ist das ein gewisses kirchliches Highlight des Jahres. {548_Karl-Heinz_Tieben_2009.jpg}Auch in diesem Jahr hat er schon im Vorfeld den großen Packen "Lektüre" vor Beginn der Synode durchgearbeitet (es handelt sich dabei um Berichte und Anträge zu einem großen Sammelsurium an Themen).

Nun berichtet er aktuell von seinen Eindrücken auf der Synode (14.01.10):

"Mit einem beeindruckenden Gottesdienst in der Lutherkirche Bad Neuenahr wurde am Sonntag die 60. Landessynode der EKiR eröffnet. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph fragte in der Predigt zum Römerbrief nach dem Maß des Glaubens und dem Takt des Lebens. Glaube lasse sich nicht an der Leistung und dem Erfolg messen. {548_kircheneuenahr.jpg}Maßgebend allein sei die Barmherzigkeit Gottes. Spontanen Beifall erhielt der Chor der Kantorei Köln für seine hervorragende Darbietung.

Am Abend wurden die notwendigen Regularien des Kirchennparlaments mit seinen 223 stimmberechtigten Abgeordneten aus 39 Kirchenkreisen abgehandelt und die ersten Grußworte der Gäste gesprochen. Montag morgen ging es weiter mit dem Präsesbericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse. Er stand unter dem Leitwort: "Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht: glaubt an Gott und glaubt an mich."

Präses Nikolaus Schneider spannte einen weiten Bogen von Glaubensfragen über Kirchenangelegenheiten bis politischen Themen. "Gott ist der Schöpfer und Herr der Welt, in der Welt, Herr der Zeiten". Kreuzestheologie sei Hoffnungstheologie. Schneider sprach über Kreuzeserfahrungen und über Hoffnungszeichen in der Welt, in unserer Kirche, in persönlichen Lebenskrisen und bei Verlusten. Auch politische Themen ließ der Sozialethiker Schneider nicht aus.

Zu Afghanistan berief er sich auf die Friedensdenkschrift der EKD und forderte eine klare Zielsetzung, ein umfassendes Konzept und eine Aussstiegsstrategie als rechtfertigende Kriterien für die Gwaltanwendung durch Militär. {548_weselerdelegierte.jpg}"In Afghanistan wüten Terroristen!" Ein Abzug "Hals über Kopf" seei nicht zu verantworten. Die Abzugsstrategie müsse aber entwickelt werden und die Diskrepanz zwischen Kosten für Militär und humanitäre Hilfe müsse verringert werden, so Schneider.

Hoffnungszeichen sieht der Präses in der Kirche, der EKD, auch in der Ökumene, bei letzterer gebe es manche, die Steine wegräumten, andere, die zu Stolpersteien für andere würen. Zu dem Verhalten der Russich-orthodoxen Kirche (nach der Wahl von Margot Käßman zur EKD-Ratsvorsitzenden) gegen Frauen in hohen Kirchenämtern, sagte Schneider wörtlich: Gott gießt seinen Geist auch über Frauen aus." (s.  Joel und Apostelgeschichte). Hier gab es großes Gelächter bei den Zuhörern. Einige formulierten: "Er gießt ihn auch auf Männer aus, auf manche."

Zeichen der Hoffnung sieht der Präses, der vor kurzem auch zum stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden gewählt wurde, beim ehrenamtlichen Engagement vieler, bei neuen Initiativen, für langjährig geduldete Flüchtlinge, bei der Bekämpung des Klimawandels trotz des Desasters in Kopenhagen. Hie müsse Europa seine Anstrengungen weiter verstärken.

Der Bericht fand großen Beifall. Er wurde anschließend im Plenum diskutiert.

Am Nachmittag folgte der Bericht des Vizepräsidenten Christian Drägert über die bisherigen strukturellen Veränderungen im Landeskirchenamt und deren finanzielle Auswirkungen. Drägert wies auch auf Schwierigkeiten hin, die bei notwendigen Veränderungen in der gesamten Landeskirche erkennbar seien.

Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Arbeit in den Fachausschüssen, bei der die zur Entscheidung anstehenden Beschlüsse der Synode intensiv beraten und zur Beratung im Gesamtplenum vorbereitet werden.

Wir vier Weseler sind gut verteilt auf die Ausschüsse:

Superintendent Dieter Schütte im Finanzauschuss, Pfarrer Helmut Joppien im Ausschuss für öffentliche Verantwortung, Presbyterin Sigrid Amendt-Eggers im innerkirchlichen Ausschuss und ich im Ausschuss für Kirchenordnung und Rechtsfragen."

(Bad Neuenahr, 14.1.10)

 2. Teil vom 17.1.10

Nach zweitägiger, intensiver Arbeit in den Fachausschüssen treffen wir Synodale uns Mittwochabend wieder im Plenarsaal zu den Beratungen im Plenum. Eine umfangreiche Tagesordnung mit unterschiedlichsten Themen und interessante Diskussionsbeiträge erfordern unsere volle Konzentration, zumal die Sitzungen sich bis in den späten Abend hinziehen.

Nachfolgend eine Auswahl der behandelten Themen:

Missionarische Volkskirche

Als Leitvorstellung für die Entwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland mit ihren 2,86 Millionen Mitgliedern in 767 Gemeinden wurde der Begriff der Missionarischen Volkskirche geprägt. Es geht darum, Ressourcen zu bündeln, so wenig Geld wie nötig auszugeben, um missionarisch Kirche zu sein. Unsere Kirche soll möglichst trotz sinkender Mitgliederzahl und sinkender Einnahmen wachsen können, vor allem auch qualitativ. Wir wollen eine Kirche, die auf die Menschen zugeht, ihnen zuhört, Glauben vermittelt und Glaubenszeugnis ablegt. Ein anspruchsvolles Ziel für alle Mitarbeitenden in den Gemeinden und Kreisen.

Finanzen

Oberkirchenrat Georg Immel legte seinen Finanzbericht vor. Für das Jahr 2010 rechnet er nur mit Einnahmen in Höhe von etwa 500 Millionen statt 550 bis 570 Millionen in 2009. Als oberstes Leitungsgremium beschloss die Synode den Haushalt der Landeskirche mit etwa 82 Millionen Euro. Die Haushalte der Gemeinden und Kirchenkreise werden vom Presbyterium bzw. von der Kreissynode beschlossen.

Jugendbericht

Nach intensiver Diskussion, bei der auch die junge Generation zu Wort kam, wurde der Bericht am späten Abend einstimmig angenommen. Er zeigt das Interesse der Jugend an Sinn- und Glaubensfragen und das große haupt- und ehrenamtliche Engagement {548_tagungssaal.jpg}der Mitarbeitenden in den Gemeinden. Die EKiR verfügt mit all ihren Aktivitäten in der Kinder- und Jugendarbeit über einen großen Schatz. Der Bericht zeigt aber auch, wie schwierig es sein wird, dem in den letzten Jahren eingetretenen Abbau von Stellen entgegen zu wirken.

Wirtschaften für das Leben

An der Schrift zu Fragen der Globalisierung wurde weiter gearbeitet. Die Synode beschloss, nichts von anderen zu verlangen, was wir nicht selbst innerhalb der Kirche tun. Ethische Geldanlage, schadstoffarme Dienstwagen, faire Materialbeschaffung und Dienstleistungen wurden angesprochen.

Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Der Synode war es wichtig, in der Anleitung zur Qualitätsentwicklung für die Kinder- und Jugendarbeit, den Konfirmandenunterricht, die kirchlichen Schulen, Fach- und Hochschulen sowie Erwachsenenbildungsstätten herauszustellen, dass evangelische Bildung mehr ist als messbare Leistungen. Im Zusammenspiel von Wissen und Können sind Wertebewusstsein und Haltungen zu vermitteln.

Initiativanträge und Beschlüsse

Neben Initiativanträgen aus der Mitte der Synode über Flüchtlingsdramen an den Grenzen des vereinten Europas, Einsatz für von Abschiebung bedrohter Flüchtlinge aus Deutschland, unzureichender Finanzausstattung der Kommunen und den Abzug der restlichen Amerikanischen Atombomben aus Deutschland wurden wichtige Gesetze für verbesserte Verwaltungsstrukturen der kirchlichen Ämter beschlossen.

Als am Freitag gegen 14 Uhr die Synode mit Gebet und Choral endet, sind wichtige Änderungen und Weichenstellungen für die Gemeinden, Kirchenkreise und die Landeskirche beschlossen. Leicht ermüdet, aber auch zufrieden, fahren die Teilnehmer nach Hause. Ob man sich auf der nächsten Synode wieder sehen wird? Schön wäre es.



Artikel Nr. 548 von Albrecht Holthuis, erstellt: 11.01.2010, letzte Änderung: 12.06.2014
Schlagworte: Karl-Heinz Tieben Landessynode