Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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Noel Baba in der Trappstraße

Die Weihnachtspäckchen der Evangelischen Kirchengemeinde waren für die Flüchtlinge eine schöne Überraschung

"Noel Baba, Noel Baba!" rufen, ja skandieren die Kinder  hinter dem Rolltor der alten Halle immer wieder im Chor. Sie ahnen es schon, dass in der alten Fabrikhalle etwas für sie im Auftrag des Weihnachtsmannes alias Noel Baba bzw. Baba Noel geschieht. Baba Noel, das ist wohl in Syrien und in vielen orientalischen Ländern der Name des Weihnachtsmannes, wie mir recht schnell klar wird. Mir als christlichem Abendländer mit 53 Jahren ist zwar inzwischen der Coca-Cola Weihnachtsbote in den Jahren etwas suspekt geworden, aber andererseits lass ich mich gern von der Riesen-Vorfreude der Kinder anstecken. Man kann so viel planen, aber das einfach nicht.  Wie schön!

"Noel Baba, Noel Baba!" Sie klopfen bereits mit ihren Händen. Natürlich stellen sie sich schon in ihrer Phantasie vor, was sie eventuell geschenkt bekommen. Hat sich unsere Aktion tatsächlich schon herumgesprochen? Wir müssen aber noch etwas arbeiten, um die 650 Tüten zu verpacken. Und das geht schneller als gedacht. 25 Menschen aus der Gemeinden sind inzwischen angekommen, darunter auch ein paar Facebook-Aktivistinnen, die sich angeschlossen haben. Da ist eine Schülerin mit 16 Jahren, die extra dafür etwas früher aus der Schule frei bekam, auch einige Berufstätige haben sich frei genommen, um zu helfen. Und vor allem Frauen sind es - viele, die sich sonst im Gemeindezentrum Lauerhaas häufig treffen im Kirchencafé oder in der Kreativ-Gruppe. Von der Gnadenkirche ist eine Presbyterin, eine Gemeindehelferin und der Küster mit dabei. Die Arbeit läuft preußisch wohl geordnet und in raschem Tempo. 650 Tüten mit über zehn Artikel müssen in Hand- und Laufarbeit verpackt werden in einer zugigen Halle. Nur gut, dass die Außentemperaturen am 18. Dezember fast frühlingshaft mild sind.

Wie kam es zu dieser Weihnachtspäckchenaktion?  Es war eine Idee, die in einem Gespräch mit Monika Stallknecht und Reiner Keller, Mitarbeitern in der Leitung der Notaufnahmeeinrichtung an der Trappstraße, vor einigen Wochen besprochen und gut geheißen worden war. Monika Stallknecht ist ganz froh darüber, dass diese Initiative heute in die Tat umgesetzt wird. Eine Spende war eingegangen, ein Beschluss in der Gemeindeleitung gefasst worden und dann ging es ans Werk. Was soll in die Tüte eigentlich hinein? Helga Benninghoff, Gemeindehelferin an der Kirche am Lauerhaas, nahm sich der Sache an und bestellte dann  typische Weihnachtsartikel (Plätzchen, Lebkuchen, Artikel aus Schokolade und Obst etc.) bei einem Discounter. Der Schreck war allerdings groß, als sie die sechs gefüllten Paletten kurz vor dem Abtransport sah. Der Jugendbus der Gemeinde, ein Anhänger und ein weiterer Kleinbus mit Anhänger schafften schließlich die Ware in die Halle an der Trappstraße. Hinzu kam noch eine weitere Zugabe von Schokoladen-Tafeln der Firma Kawohl und einige Non-Food Artikel, die nützlich erschienen.

"Noel Baba, Noel Baba!" Kurz vor 14.30 Uhr ist es soweit. Alles ist aufgebaut, die Verteilung kann gleich beginnen. Aber wie kann man auf dem großen Gelände und im mehrstöckigen Verwaltungsgebäude alle Bewohner erreichen? Und das bei den bekannten Verständigungsschwierigkeiten! Ein Megaphon ist zwar da, funktioniert aber nicht. Was solls - dann helfen halt ein Plakat, ein paar Brocken Englisch und ein Gang übers Gelände. Und siehe da - die frohe Botschaft verbreitet sich wie ein Lauffeuer.

Dann stehen sie alle da -  die Helferinnen hinter den Tischen inmitten des Tütenmeers und die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Iran und vielen weiteren Ländern davor. Ganz vorne natürlich die Kinder und dazwischen einige Mitarbeiter der Security. Sie recken die Arme heraus und irgendwie sind alle in froher Erwartung - Deutsche hier und Flüchtlinge dort. Ich sage noch ein paar Worte auf Englisch, woher wir kommen und warum wir Ihnen eine kleine Freude bereiten möchten. Und dann geht es los.

Noel Baba hat seinen Auftrag gut erfüllt. Stolz und glücklich tragen Kinder die Päckchen in Ihr bescheidenes Zuhause in den Wohncontainer. Auch von den vielen Erwachsenen kommen uns dankbare Blicke entgegen.

Albrecht Holthuis