Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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Gedenkgottesdienst 70 Jahre nach der Zerstörung Wesels

Erinnerung an die Schrecken des Krieges – Dankbarkeit für die Jahre des Friedens

Auf dem Bombenopferfeld des Friedhofs an der Caspar-Baur-Straße steht das Standbild der „Trauernden Vesalia“, ein Werk der Weseler Künstlerin Eva Brinkmann.

 

Am Sonntag dem 22. Februar  versammelten sich dort zahlreiche Weseler Bürger um der Zerstörung der Stadt Wesel vor 70 Jahren zu gedenken. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp legte einen Kranz nieder und hielt eine Ansprache, in der sie daran erinnerte, welches Leid die Bevölkerung  durch die nahezu vollständige Zerstörung Wesels als einer Folge der Kriegsstrategie der deutschen und der alliierten Kriegsführung  erfahren hatte.

Im Anschluss fand im Willibrordi-Dom ein ökumenischer Gottesdienst statt. Vertreter der  Stadt Wesel, der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus  und  der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel hatten an der Vorbereitung des Gottesdienstes mitgewirkt und viele weitere Akteure gewonnen. Auch die zahlreichen  Besucher des Gottesdienstes machten deutlich, dass das Gedenken an die Zerstörung der Stadt ein Anliegen vieler Weseler Bürger ist.

Nach der Begrüßung und der liturgischen Eröffnung durch Pfarrerin Sarah Brödenfeld wurden Texte der Erinnerung gesprochen. An der 1945 zerstörten Glocke der Mathenakirche, an  der Säule mit den Namen der Gefallenen des 1. Weltkrieges und vor den Fotos des zerstörten Domes schilderten Zeitzeugen ihre Erlebnisse und lasen Schülerinnen Weseler Schulen Berichte von Zeitzeugen. Dazwischen wurde die älteste Glocke Wesels angeschlagen. Sie stammt aus dem alten Kartäuserkloster auf der Grav-Insel und hängt heute in der Marienkirche in Flüren. Die Domkantorei unter der Leitung von Christian Braumann, der auch die Orgel spielte, sang Werke, die dem Anliegen des Tages musikalisch Ausdruck verliehen.

In der Predigt nahmen Pfarrer Stefan Sühling und Pfarrer Albrecht Holthuis die Themen der Lesungen auf. Pfarrer Sühling zitierte aus Jesaja 2: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern.“ Er erinnerte daran, dass nach Todesangst, Zerstörung und Verlust die Menschen zusammenstanden, dass sie eine Vision vom friedlichen Zusammenleben in die Tat umsetzten: Flüchtlinge und Aussiedler wurden aufgenommen, aus den Trümmern entstand Neues. Auf dem Fort Fusternberg, das im Krieg als Bunker diente, wurde die „Friedenskirche zu den Heiligen Engeln“ errichtet. Pfarrer Albrecht Holthuis bezog sich auf das Gebot der Feindesliebe und verwies auf die Tatsache, dass das Leid des Krieges von Menschen gemacht ist und dass ihre Bewohner die Welt vielleicht nur dann ein bisschen „verrücken“ können, wenn sie die Botschaft des Friedens ernst nehmen und „verrückte“ Dinge tun wie Mutter Theresa in den Slums und Dietrich Bonhoeffer, indem er wider alle Vernunft aus Amerika nach Deutschland zurückkehrte.

In den Fürbitten wurde noch einmal der Kriegsschrecken gedacht, aber auch die Dankbarkeit für 70 Jahre Frieden und die aktuelle Verpflichtung gegenüber Kriegsflüchtlingen flossen in das Gebet ein. Mit einem Friedensgruß und dem Segen endete ein bewegender Gottesdienst.

Am Ausgang schließlich wurde für das Friedensdorf Oberhausen und das Caritas Baby Hospital in Bethlehem gesammelt und es kamen gut 1850 Euro zusammen.