Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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In Trauer um Pastor Walter Stempel (6.12.1930 - 5.12.2014)

Stimmen zum Tod des ehemaligen Superintendenten und Gemeindepfarrers aus Wesel

Walter Stempel wird am Montag, dem 15. Dezember 2014, um 10.30 Uhr auf dem Friedhof an der Caspar-Baur-Straße in Wesel an der Seite seiner im Dezember 2009 verstorbenen Ehefrau Ruth beigesetzt. Im Anschluss daran findet um 12 Uhr der Trauergottesdienst im Willibrordi-Dom statt. Dazu sind alle herzlich eingeladen.

Pfarrerin Sarah Brödenfeld in einer Andacht am Todestag von Walter Stempel bei der Adventsfeier des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel:

Guter Gott, wir vertrauen dir Walter Stempel an, dessen tragischer Tod uns in diesen Stunden schockiert und stumm zurücklässt, der in dieser Stadt und in unserer Gemeinde gelebt und gewirkt hat mit festem Vertrauen auf dein Wort und deine Verheißung.

Wir bitten dich: Lass ihn nun deine Herrlichkeit schauen, die er geglaubt und verkündigt hat. Sei bei den drei Kindern, und bei allen, die über seinen Tod erschrocken und traurig sind, umfange sie in ihrer Ohnmacht und Trauer mit deinem Trost.

 

Dr. Guy Rammenzweig, Pfarrer i.R. und früherer Schulreferent und  Leiter eines Predigerseminars der Ev. Kirche im Rheinland:

Es war schön, Walter Stempel Dank abstatten zu können, nachdem ich 1997 in seinem alten Dienstbüro meinen neuen Arbeitsplatz (Schulreferat) fand. Wenigstens einmal die Woche besuchte er mich und brachte „Fundsachen“ aus dem Archiv mit, und zwar nicht nur schulische Dokumente. Mein Kontakt zu ihm wurde in dieser Zeit so persönlich, dass mich ein- zweimal seine Frau bat, ihm doch das und das nahezubringen, vielleicht höre er ja auf mich...

Wir haben viel geschmunzelt und gelacht über einiges, was heute in der Kirche so wichtig geworden zu sein scheint. Walter Stempel hat mich am II. Advent 1980 ins Pfarramt der Gemeinde Brünen eingeführt und mich unauffällig beraten, unterstützt und auch dann freundlich beobachtet, wenn ich auf der Synode gegen KSV und Superintendent opponierte. Viel, viel später habe ich schätzen gelernt, dass er auch komplizierte Sachverhalte sehr knapp und prägnant (oft auf 1 Seite!) darstellen konnte.

Eine Episode ist in meiner Erinnerung wach geblieben: mit dem Pfarrkonvent besuchten wir die Schill-Kaserne. Am Ende überreichte ihm der leitende Offizier zur Erinnerung an unseren Besuch eine Wandplakette mit dem Bild einer Lance-Rakete. Solche Kurzstreckenraketen hatte das Weseler Kontingent aufgestellt - sie hätten bis Münster ihr "Ziel" - welches? - treffen können. Kurz vorher war aber Walter Stempel mit dabei gewesen, als ein Bus voller Kirchenleute aus Wesel und Umgebung der Einladung des Superintendentenkollegen Peter Beier zu einem Gottesdienst nach Jülich gefahren war. Es ging um den Protest gegen die Aufstellung der Pershing II - Raketen („Nato-Doppelbeschluß“). Wir waren gespannt, was Walter Stempel machen, bzw. auf die Gabe antworten würde. Er, knapp wie immer: „Na ja, ich kann die Plakette ja verkehrtherum irgendwo aufhängen.“

 

Karl-Heinz Tieben, Vorsitzender des Willibrordi-Dombauvereins:

Walter Stempel war von 1964 bis 2001 Mitglied des Dombauvorstands, 1987 bis 2001 als Vorsitzender. Auch danach nahm er noch lange regen Anteil am Geschehen im Dom. Unvergessen sind seine vielen kirchen- und kulturgeschichtlichen Vorträge und seine unzähligen interessanten Domführungen. Mit seiner großen Sachkenntnis, seinem klaren Urteilsvermögen, seiner Durchsetzungsfähigkeit und seinem großen historischen Wissen hat er die Vollendung des Wiederaufbaues Wesels alter Stadtkirche vorangetrieben und die Geschicke des Dombauvereins maßgeblich mitbestimmt.

Nach dem erfolgreichen Wiederaufbau widmete er sich intensiv dem Ziel, den Dom auf  Dauer auch finanziell abzusichern. Als einer der Gründungsväter der hierzu geschaffenen Dombaustiftung durfte er das Anwachsen des Stiftungskapitals mit erleben. Walter Stempels große Verdienste um den Wiederaufbau und den dauerhaften Erhalt des Willibrordi-Doms als das Wahrzeichen der Stadt Wesel und Symbol ihrer Geschichte bleiben unvergessen.

 

Martin Schmidt, Schulpfarrer am Berufskolleg in Wesel:

Im Herbst 1986 habe ich meinen Dienst am Berufskolleg / im Kirchenkreis aufgenommen, pendelte zunächst noch von Mülheim nach Wesel, bis wir 1987 in Bislich ein neues Zuhause fanden. Nach wenigen Wochen im neuen Heim hat uns dort Superintendent Stempel (mit seiner Frau) besucht, um uns willkommen zu heißen, ein wenig kennen zu lernen und uns alles Gute zu wünschen - eine Geste der Wertschätzung und Achtsamkeit gegenüber dem jungen neuen Kollegen und seiner Familie...

Michael Wrobel aus Wesel (über lokalkompass):

Bei ihm hatte ich meinen Konfirmandenunterricht, war immer lustig bei ihm.

Barbara Wolbring aus Wesel (über lokalkompass):

Zünden wir eine extra Kerze an und nehmen ihn in unser Gebet auf.

Professor Dr. Okko Herlyn (Duisburg):

Ich habe Walter Stempel mehr zu verdanken, als ihm selber vermutlich bewusst gewesen ist. Bevor er 1963 als Gemeindepfarrer nach Wesel kam, kannten wir uns bereits aus seiner Zeit als Landespfarrer für die „Schülerbibelkreise“ (heute „Evangelische Schülerarbeit im Rheinland“). In Fortsetzung dieser Arbeit lud Walter Stempel dann auch in Wesel regelmäßig zu theologischen Gesprächsabenden für interessierte Schülerinnen und Schüler in seine Wohnung am Herzogenring ein. Das war schon deshalb wohltuend, weil sich manche von uns durch das Niveau des damaligen Religionsunterrichts eher unterfordert fühlten, um es einmal freundlich auszudrücken. In Stempels Wohnstube machten wir die Erfahrung, dass Theologie auch etwas mit Nachdenken und Verstehen zu tun hat und insofern richtig Spaß machen kann. Neben meiner Sozialisation in einem anderen Weseler Pfarrhaus und den vielfältigen gemeindlichen Prägungen vor allem in der Jugendarbeit waren diese Gesprächsabende im Hause Stempel ein wichtiger Impuls, später selber das Studium der Theologie aufzunehmen. Dafür bin ich Walter Stempel bis heute dankbar.

Im Laufe der Jahre gab es immer einmal wieder Begegnungen, die meist eher dienstlichen, aber nicht weniger erfreulichen Charakter hatten. Von seinem enormen Wissen rund um die Weseler Kirchengeschichte und die Besonderheiten und Schönheiten des Doms habe ich mehr als einmal profitieren dürfen, nicht zuletzt vor Jahren bei einem Klassentreffen, dem er sich wie selbstverständlich als kundiger Domführer zur Verfügung stellte.

Auf ganz andere Weise zu Dank verpflichtet bin ich Pastor Stempel wegen seiner seelsorgerlichen Begleitung im Zusammenhang des Todes meiner Mutter Rotraut Herlyn und meines Vaters Edzard Herlyn. Er war mit beiden befreundet und hat sie 1971 und 1983 auch beerdigt. Dankbar bin ich noch heute für die guten, schriftgemäßen und tröstlichen Worte, die er dabei jeweils am offenen Grab gefunden hat, was ihm vermutlich auch nicht leicht gefallen ist. Sehr bewegt hat mich und meine Familie schließlich, als er anlässlich des 100. Geburtstages meines Vaters im April dieses Jahres – zusammen mit anderen Gemeindegliedern – noch einmal am Grab meiner Eltern stand, schon sichtlich von seinem Alter gezeichnet. Mich hat diese Treue und menschliche Verbundenheit, die die vielen Jahre überdauert hat, sehr berührt.

Ja, ich habe Walter Stempel mehr zu verdanken, als ihm vermutlich bewusst gewesen ist. Einmal – anlässlich seines Abschieds aus dem Dienst – habe ich es ihm persönlich sagen können. Nun – anlässlich seines Abschieds aus dieser Welt – ist es mir ein Bedürfnis, es noch einmal öffentlich zu tun.

 

Link zum Beitrag von Fritz Schubert in der Rheinischen Post bzw. rp-online (Ausgabe Wesel):http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wesel/wesel-trauert-um-pastor-walter-stempel-aid-1.4720388

Link zum Beitrag in der NRZ bzw der westen:http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-wesel-hamminkeln-und-schermbeck/wesels-frueherer-pfarrer-walter-stempel-starb-id10114917.html