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Wesel
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„Tschüss, kleiner Piepsi“ – Kinder trauern, nur anders!

Eindrücke aus einem Projekt mit Kindern, Eltern und Mitarbeiterinnen der Kita Lauerhaas und Pfarrerin Eva Holthuis

Sabine Ziehm, Leiterin der Kita Lauerhaas, beschreibt ihre Erfahrungen mit einem religionspädagogischen Projekt, das kürzlich in ihrer Einrichtung durchgeführt wurde.

Ein kleiner toter Vogel, der plötzlich in der Kita auf dem Frühstücksteller landet, sorgt nicht nur im Bilderbuch „Tschüss, kleiner Piepsi“ für Aufruhr. Nach dem ersten Schreck diskutierten Kinder der Kita am Lauerhaas noch während der Buchbetrachtung eifrig mit, wie sie in solch einem Fall handeln könnten. Schließlich verfolgten wir im Bilderbuch eine würdige christlich-muslimische Beerdigung.

Völlig unbefangen tauschten Kinder unserer Kita während einzelner Kleingruppentreffen ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Thema Abschied, Tod und Trauer aus. Alle hatten bereits Berührungspunkte (Tod von Haustieren, von Insekten, Igeln, auch Angehörigen). Auch wenn Kinder im Kindergartenalter noch nicht die Endgültigkeit des Todes erfassen, so begreifen sie doch die natürliche Vergänglichkeit beim Gang durch einen winterlichen Garten. Dem Naturkreislauf kann sich kein Lebewesen entziehen. Alles hat seine Zeit. Wir verabschieden morgens die Nacht und abends den Tag. Kinder verabschieden am Morgen ihre Eltern und am Nachmittag ihre Erzieherinnen. Alles hat seine Zeit.

Zu Beginn unserer Friedhofserkundung mit den Maxikindern und interessierten Eltern stand eine Frage im Mittelpunkt: „Müssen wir hier ganz leise sein?“ Wir erlebten diesen Ort als einen großen „Garten“ mit vielen Gräbern, die ihre eigene Geschichte erzählen, vom Verstorbenen, seiner Familie, seinen Besuchern; ein Ort für Trauer und Tränen, ein Ort zum Nachdenken, ein Ort zum Arbeiten, ein Ort für dankbare Erinnerung, Freude und Hoffnung.

Mit den Augen der Kinder betrachteten wir einige Gräber mit all ihren Einzelheiten und Hoffnungssymbolen. (Sträucher, Bäume, Blumen, Kränze, Steine, Namen, Daten, Lichter, Kreuze, Sonne, Schmetterling, Engel und vieles mehr….) „Ihre Bedeutung? - Was meinst du?“

Mit den Ohren der Kinder horchten wir dem Piepsen der Vögel (hörten wir sogar ein Pferd in der Nähe?), wir lauschten der Stille und nahmen vorbeifahrende Autos in der Ferne wahr. In der Friedhofskirche schauten wir uns um: Was kenne ich? Was ist mir fremd?  

Die blaue „Perle der Gelassenheit“ (aus unserer Projektreihe ´Perlen des Glaubens`) erinnert uns, dass wir gelassen über die Frage nach dem Tod sprechen können.Im Vergleich zu Kindern fällt das uns Erwachsenen eher schwer.

An zwei Abenden haben wir uns diesem Thema gemeinsam mit Eltern genähert.  Während des ersten Abends standen die Projektübersicht und ein persönlicher Austausch im Vordergrund. Der Tod ist Teil unseres Lebens. Er betrifft jeden von uns. Er ist ein Familienereignis. Wie gehen wir damit um? Wir entdeckten, dass es möglich ist, Kinder behutsam, wertschätzend und altersgerecht vorzubereiten, um sie im Ernstfall einzubeziehen. Emotional unverkrampft findet jede Familie im offenen Dialog mit allen Beteiligten ihren ganz eigenen Weg der Abschiednahme und Trauer. Während des zweiten Abends beschäftigten wir uns mit angemessenen Formen der Trauerbegleitung von Kindern im Kleinkindalter. Eltern erhielten Informationen im Umgang mit möglichen kindlichen Belastungsreaktionen sowie Bewältigungsstrategien in Familie und Kita.Ein Büchertisch mit unterstützender Literatur für alle Altersstufen lud Eltern in den folgenden Wochen weiterhin zum Verweilen ein.{1083_Bodenbild_kinder_trauern.jpg}

Zusammen mit Pfarrer Holthuis knüpften wir zu Ostern mit biblischen Geschichten zur schwarzen „Perle der Nacht“ und zur weißen „Perle der Auferstehung“ an. Mit der Verbindung dieser zwei Einheiten erreichte die Kinder die Nachricht: Gott ist in der dunklen Nacht bei uns – er hält das Leiden, Sterben und den Zweifel der Menschen mit aus.  Darüber hinaus hörten wir die frohe Osterbotschaft. Kinder unserer Kita am Lauerhaas wissen, weshalb wir Christen Ostern feiern. Fröhlich stimmten sie ein in das Lied „Der Herr ist auferstanden“ …..

…..und trugen vorsichtig ihre Ostereier inmitten selbst gesäter Ostergrasnester nach Hause.

 

Sabine Ziehm